Sterne der Eider

Auf der Nordsee, der laue Wind von achtern, gleitet das kleine Boot,
viele Stürme hat es ertragen - so manches mal in höchster Not.
Die zwei Fischer mit Blick auf die Eidermündung, noch weit in der Ferne,
ruhige See - Möwengeschrei, es leuchten die Sterne.
Seit Tagen auf See, oft an die Heimatstadt Tönning gedacht, an die warme Stube,
nachts die Einsamkeit, was wohl die Mutter gerade macht?
Endlich die Mündung, vorbei an St. Peter, Vollerwiek und Katingsiel,
sie müssen sich konzentrieren - sonst verlassen sie das sichere
Fahrwasser und stranden in einem Priel.
Das kleine Segel ist eingeholt, die beiden Brüder rudern nun durch
Sterne und Mond in sicherem Geleit. Vorbei an den Olversumer
Fischersteegen, der Tönninger Hafen ist nicht mehr weit.
Sie gleiten mit der leichten Flut und sehen einzelne karge Lichter der Stadt,
an der Hafenecke links rein, sie atmen noch einmal tief durch,
es riecht nach Meer und dem Watt.
An der Appeltreppe, dem Skipperhuset und dem Packhaus vorbei,
kurz vor dem Torfhafen legen sie an an dem maroden Kai.
Gerade angelegt, noch nicht an Land, bemerken sie auf einmal es wartet
jemand auf sie - mit der Oellampe in der Hand.
Nun sehen sie es genau, es ist ihre Mutter, sie hält Wacht -
hat auf ihre Söhne gewartet die ganze Nacht.
Sie freut sich ihre Jungs wiederzusehen, doch bleibt ihr das Herz fast stehen.
Sie fragt: "Wo ist der Dritte, wo ist mein jüngster Jung"?
Die beiden Brüder antworten ihr: "Wir hatten schweren Sturm,
er fiel über Bord und ruht auf dem Meeresgrund"!
Die Mutter sackt zusammen auf die Knie und fängt an zu beten, schaut dabei in
die Ferne in den Himmel zu dem hellsten Sterne.

Fred Steen 2014

 

 

Eiderstedter Heimatgedanken 

Das Fleckchen Eiderstedt, unser schönes Land,
immer weniger Einheimische, vieles in fremder Hand.

Früher weiter Horizont, friedliche Kühe auf den Weiden,
heute durch Windkraftanlagen den Himmel zerschneiden.

Sie stehen da wie monströse Ungetümer aus einer anderen Welt,
dienen weniger der Windkraft, sondern Eigennutz, es geht um das liebe Geld.
Im Sommer fahren sie hin die Autolawinen an den Ordinger Strand,
durch die Städte und Dörfer, die blecherne Wand.

Teils nur noch idylisch auf abgelegenen Wegen,
wo Einheimische die ländliche Tradition noch pflegen.

Wo Intensiv das Lämmchen um seine Mutter schreit,
nebenan eine Supermarktkette sich nach der anderen reiht.

Die alten Gastwirtschaften sind fast verschwunden, wie die Höckerlädchen,
diese wird man niemals mehr finden auf den Dörfern und in den Städtchen.

Der Tönninger Strand heute ein trauriger Blick,
früher Kutterregatten, Strandfeste und Schlachten im Schlick.

Heute verlassen, teils öde und leer,
selbst das Planschbecken gibt es nicht mehr.

Und selbst wenn ein Buttentönner will mal auf dem Deich ein Stückchen gehn,
kommt barsch ein Bediensteter und will die Kurkarte sehn.

Unser altes Eiderstedt, grünes saftiges Land bis in die Weiten,
Dörfer, Städte und Menschen ändern sich,
nur nicht das Meer und die Gezeiten.

Fred Steen 2014

 

 

Der Wind!

Der Wind ist es, der uns um die Ohren weht.
Der Wind ist es, der uns die seltsamsten Gerüche überträgt,
obwohl wir nicht wissen woher.
Der Wind ist es, der die Vögel schweben läßt,
hinaus in den unendlich weiten Himmel.
Der Wind ist es, dem es vergönnt ist den Seefahrer
heil nach Hause zu bringen
oder ihn in aller Ewigkeit auf dem Meeresgrunde ruhen zu lassen.
Der Wind ist es, der die Blätter im Baume spielen läßt.
Der Wind ist es, der den Drachen in den Lüften hält.
Der Wind ist es der, wenn wir gegangen sind,
auf dem Friedhof deckt uns leise zu
und summt uns Lieder für die ewige Ruh.

Fred Steen 1986

 

 

Das Leben!

Das Leben ist wie ein Baum.
Er wird gepflanzt,
er wächst heran,
er blüht,
er wird alt und stirbt.
So wie wir Menschen.

Fred Steen 1985